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Eine neue Welt entsteht

  • Autorenbild: Habetrot
    Habetrot
  • 2. Juni
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 6. Aug.

Manchmal frage ich mich, wer von uns beiden eigentlich mehr überrascht ist – Anaïs, meine Hauptfigur, oder ich. Während sie durch die fremde Welt von Erenien stolpert und versucht, sich in den Gepflogenheiten eines Palastes zurechtzufinden, der übrigens aussieht wie ein Grand Hotel aus den goldenen Zwanzigern, muss ich als Autorin permanent improvisieren. Denn wo auch immer sie ihren Fuß hinsetzt, muss ich ihr einen Boden geben. Einen Raum, der sie umgibt. Eine Welt, die lebt.

Das ist das Faszinierende am Schreiben: Man entdeckt die eigene Schöpfung zeitgleich mit den Protagonisten. Natürlich habe ich eine grobe Vorstellung davon, wie Erenien aussieht – dieser Kontinent in der Welt Arkan, wo alles möglich ist, was ich mir vorstellen kann. Aber die Details? Die entstehen erst, wenn Anaïs sie braucht.


Besonders herausfordernd wird es bei den Nebenfiguren. Wenn Anaïs mit jemandem spricht, kann ich nicht einfach eine Pappkulisse hinstellen. Diese Personen müssen eine Aufgabe haben, einen Charakter, eine eigene Geschichte. Sie müssen bereits ein Leben gelebt haben, bevor Anaïs in ihre Welt stolpert. Der Großhofmeister Gustav beispielsweise – der hat nicht einfach darauf gewartet, dass eine Zwischengängerin auftaucht. Er hat Jahrzehnte im Palast verbracht, Geheimnisse gehütet, Beziehungen geknüpft. All das schwingt mit, wenn er Anaïs das erste Mal begegnet.


Weil ich ein sehr visueller Typ bin, habe ich mir Karten gezeichnet. Karten von Erenien, von Pendralis, der Hauptstadt. Das hilft mir enorm dabei, mir nicht plötzlich zu widersprechen.

Diese Karten helfen mir, wenn Anaïs spontan beschließt, einen anderen Weg zu nehmen oder wenn die Handlung eine unerwartete Wendung nimmt. Denn in der Fantasy gilt: Wenn die Welt nicht stimmig ist, vertraut auch niemand der Geschichte.


Voilà! Meine Karten von Erenien und Pendralis:

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Es ist schon erstaunlich: Da erschaffe ich eine Welt, in der Menschen dreihundert Jahre alt werden, riesige Katzen als Gefährten haben und mit Seilbahnen durch die Luft schweben – und dann mache ich mir Sorgen darüber, ob die Geometrie des Palastes stimmt. Aber genau diese Detailtreue macht den Unterschied zwischen einer glaubwürdigen Fantasy-Welt und einem beliebigen Märchen aus.

Während Anaïs noch versucht herauszufinden, was Tamara eigentlich von ihr will, zeichne ich schon die Karte des nächsten Stadtviertels. Wo sie auch hingeht – ich bin immer einen Schritt voraus. Meistens jedenfalls.


 
 
 

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